Kaum Reklamationen - ein Grund zum Feiern!

23. Februar 2022

Laborinhaber Steven Campbell aus Großbritannien hat seinen Betrieb in nur sechs Jahren von zwei auf 22 Mitarbeiter vergrößert. Wie er das erreicht hat? Durch Digitalisierung. Der Labor-Veteran mit über 30 Jahren Erfahrung erinnert sich, warum er den Wandel angestrebt hat: „Ich habe erkannt, dass in unserem Bereich etwas nicht richtig läuft…es gab immer weniger Zahntechniker und wir steckten sozusagen im Mittelalter fest,“ sagt Steve. „Das war der Moment, in dem ich meine bisherige analoge Arbeitsweise aufgab und einen komplett digitalen Workflow einführte.“ Steve erzählt uns, wie er sein Labor auf den modernsten technologischen Stand umgerüstet hat und was Formel-1-Rennen mit Zahnheilkunde gemeinsam haben.

Q: Was sind die sinnvollsten ersten Schritte, wenn man einen digitalen Workflow entwickelt?

A: Meine ehrliche Antwort ist: Man braucht ein gutes CAD-Paket, weil man effizient und effektiv arbeiten will. Man muss nicht sofort mit Implantatplanung und komplexen Prothesen starten, eine einfache Krone reicht für den Anfang. Zunächst kann man einfach nur scannen und über exocad Scans annehmen, um sie dann an Partner weiter zu senden. Ich sitze in Großbritannien und habe einen Design-Partner in Kanada. Wir machen kaum Michigan-Schienen, aber sie tun es. Also nehme ich die Scans und sende sie nach Kanada. Anschließend kümmern wir uns um die Fertigstellung und Ausarbeitung.

Q: Das klingt recht einfach – auch für digitale Neueinsteiger.

A: Es ist wirklich einfach. Die Software besorgen, den chirurgisch tätigen Zahnärzten mitteilen „Ja, ich kann digital arbeiten“ und einen Design-Partner finden – da draußen gibt es so viele Anbieter, die sich um solche Aufträge reißen. Aber was passiert? Das, was uns allen passiert, wenn man sich die Designs anschaut, die zurückkommen. Man überlegt „Warum probiere ich das nicht selbst aus?“ Dann macht man eine Einzelkrone. Und danach merkt man, dass man es gut hinbekommt. Also versucht man eine Brücke. Kommt man damit gut zurecht, wagt man sich an ein Implantat. Und ehe man sich versieht, ist man schon bei richtig fortgeschrittenen Arbeiten.

“Digital arbeitende Chirurgen schicken uns einen Scan und schon ein paar Minuten später können wir daran arbeiten.“

Q: Haben Sie Software-Tipps für Labore, die mit digitaler Arbeit beginnen möchten?

A: Mein Tipp ist ganz klar, mit exocad einzusteigen, weil das ein offenes System ist. Wir bekommen Scans von jedem Scanner-System und können alle Daten importieren. Unsere Partner sind froh, dass wir exocad verwenden.

Q: Sie haben neben Ihrer Begeisterung für exocad auch erwähnt, dass Sie digital arbeitende Chirurgen mögen. Warum?

A: Weil digital arbeitende Chirurgen uns einen Scan schicken und wir schon ein paar Minuten später daran arbeiten können. Wir müssen nicht warten, bis der Abdruck gegossen ist, um ihnen dann am Telefon sagen zu müssen „Es tut uns sehr leid, aber leider ist die Abformung nicht gut“. Sie können direkt auf ihrem eigenen Bildschirm sehen, wie gut ein Scan ist. Wer uns morgens einen Scan sendet, erhält innerhalb von zwei Stunden einen Vorschlag von uns. Das hat unsere Kommunikation grundlegend verändert.

Q: Denken Sie, dass rein analog arbeitende Chirurgen von Laboren mehr Druck bekommen, digital zu arbeiten?

A: Definitiv bekommen sie mehr Druck seitens der Labore. Einer meiner Freunde hat zu seinen Kunden gesagt, „Wenn ihr euch nicht innerhalb eines Jahres einen Scanner zulegt und mir keine Scans senden könnt, dann kann ich nicht mehr für euch arbeiten“. Ich fand diese Aussage sehr mutig. Aber es hat sich herausgestellt, dass das sehr clever war. Denn die ganzen Arbeitsstunden im Gipsraum sind nun passé. Er arbeitet zu 95% mit digitalen Intraoralscans.

“Wir erzeugen perfekte Ergebnisse schon vor der Fertigung. Das ist ein Paradigmenwechsel in der Zahntechnik.“

Q: Ihr Labor ist in den letzten Jahren exponentiell gewachsen. Wie haben Sie das erreicht?

A: Wir sind von zwei auf 22 Mitarbeiter gewachsen, und das in nur sechs Jahren. Allein deshalb, weil wir uns von ineffektiven Workflows verabschiedet haben. Die Folge ist eine deutlich bessere Kommunikation. Selbst wenn ein Chirurg nicht selbst digital arbeitet, kann er webview von exocad nutzen. Mit webview lassen sich Designs überall anschauen, in 3D bewegen, und man kann einzelne Elemente hinzufügen und herausnehmen. So können wir ihnen die Planung zeigen, bevor wir sie ausführen. Ich muss also keine kostenintensiven Ressourcen und Materialien für etwas aufwenden, das sie dann doch nicht nehmen. Unsere Umarbeitungsrate ist drastisch gesunken und unsere Ablehnungsrate ist unglaublich niedrig. Wir waren es früher gewohnt, immer wieder Fälle zurückzubekommen, entweder gefiel dem Patienten das Ergebnis nicht oder die Form oder etwas anderes. Das passiert jetzt nicht mehr. Alles ist klar, bevor wir es umsetzen. Das ist ein Paradigmenwechsel in der Zahntechnik.

Q: Ein anderer Paradigmenwechsel, den wir in der Dentalbranche und in vielen anderen Branchen beobachten, ist, dass die Örtlichkeit fast keine Rolle mehr spielt. Wie trifft dies auf Sie als digitales Labor zu?

A: Das ist eine große Botschaft der digitalen Zahnheilkunde. Geografische Grenzen existieren nicht mehr. Wenn das beste Smile Design-Team in Rumänien arbeitet, was passiert dann? Man sendet den Scan einfach dorthin. Sitzt das Team in Kanada, wie unser Design-Team, arbeiten wir mit ihnen für alle unsere Schienen zusammen.

Q: Und es spielt auch keine Rolle, wo sich Ihr Labor befindet, richtig?

A: Ja. Wir befinden uns in einem sehr ländlichen Teil der Welt. Nord-Yorkshire ist wunderschön, aber abgelegen. Es ist nicht einfach, hier gut ausgebildete Leute zu finden. Einer unserer Freunde, mit dem wir hier vor Ort zusammengearbeitet haben, ist nach Teneriffa gezogen. Es fällt gar nicht auf, dass er physisch nicht mehr greifbar ist. Er ist immer noch Teil unseres Teams. Wir benutzen jeden Tag dentalshare. Damit schicken wir die Fälle hin und her, und wieder zum Chirurg in London. Wir arbeiten in Harrogate, Teneriffa und London – alle an einem Fall.

Q: Nun ist es Zeit für ein paar Spaßfragen. Manuelle oder elektrische Zahnbürste?

A: Elektrisch natürlich. Ich kann keine manuelle Zahnbürste mehr verwenden.

Q: Zahnseide morgens oder abends?

A: Ich verwende die neuen TePe Picks, weil ich Zahnseide nicht mag. Gott sei Dank habe ich einen guten Partner für die Zahnreinigung.

Q: Was ist Ihre Leidenschaft?

A: Joggen und Kaffee. Wahrscheinlich brauche ich das Joggen, um den Kick vom Kaffee abzubauen.

Lieblingsfilm oder -Podcast?

A: Film definitiv Goonies. Welcher Heranwachsende möchte nicht gern ein Piratenschiff finden? Podcasts – ich folge vielen, die sich mit Formel 1 und modernem Rennsport beschäftigen. Mich interessiert dabei die technische Seite. Ich sehe einige Parallelen zwischen der Formel 1 und Zahnmedizin: Zeitdruck und Teams, die zusammenarbeiten müssen. Mein Applaus gehört mehr den Teams als den einzelnen Fahrern.

Q: An welches Wort denken Sie, wenn Sie „exocad“ hören?

A: Unglaublich.

Steven Campbell ist ein vom GDC zugelassener Zahntechniker mit fast 30 Jahren Erfahrung im Dentalbereich. In Zusammenarbeit mit qualifizierten Teams und einigen der angesehensten Oralchirurgen Großbritanniens bieten er und sein Team im Nexus Dental Laboratory Lösungen für alle Bereiche der restaurativen Zahnmedizin, insbesondere für Implantatversorgungen und die neuen digitalen und CAD/CAM-Workflows. Wenn er nicht im Labor arbeitet, trifft man Steve üblicherweise auf einer zahnmedizinischen Veranstaltung an, wo er von seinen Kollegen lernt, oder bei einer der vielen zahnmedizinischen Gesellschaften, mit denen er zusammenarbeitet. Zurzeit ist er Präsident der Dental Laboratories Association. Seine wenige Freizeit verbringt er mit seiner Familie in der wunderschönen Umgebung von Nord-Yorkshires. Folgen Sie Steve und seinem Team auf Instagram.


von Caitlan Reeg
Texterin bei exocad

Caitlan Reeg verbringt ihre Tage damit, der Welt von den Innovationen erzählen, die ihre Kollegen entwickeln. Gesundheitsthemen, Technologien und die Art und Weise, wie diese beiden Bereiche ineinandergreifen, um unser Leben zu verbessern, begeistern sie. Früher hat Caitlan als Journalistin bei Dow Jones Newswires in Frankfurt und beim nationalen öffentlichen Radiosender Marketplace in Los Angeles gearbeitet.

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